Polnische Bergwerke leiten unverändert große Mengen an salzigen Abwässern in die Oder ein – und fördern so die Blüte der giftigen Goldalge. Vor zwei Jahren führte das zu einer Katastrophe, die sich jederzeit wiederholen kann.
Aufatmen für die Oder? Noch nicht: Im Sommer 2022 ist etwa die Hälfte aller Tiere im Fluss qualvoll erstickt, als das Gift von Prymnesium parvum – der Goldalge – die feinen Atemhäute der Kiemenatmer zersetzte. Die Ursache bleibt bestehen: Unverändert pumpen auch zwei Jahre danach polnische Bergwerke salzige Abwässer aus der Steinkohleförderung in kleine Oderzuflüsse – und schaffen dadurch gute Bedingungen für den Einzeller. Nur deshalb gedeiht die Brackwasseralge in der Oder so gut – vor allem im Sommer, wenn viel Wasser durch Hitze verdunstet und sich die Salzkonzentration erhöht. Es gilt unverändert: Die Katastrophe von vor zwei Jahren könnte sich wiederholen.
Polen hat eine neue Regierung, die versprochen hat, sich um das Problem zu kümmern. Was sind ihre Pläne? Warum wurden die Grenzwerte für den Salzgehalt im Abwasser noch nicht abgesenkt? Wie verhalten sich Deutschlands Umweltbehörden und das von Volker Wissing (FDP) geleitete Verkehrsministerium dazu?
Derweil gibt es neue Hinweise darauf, unter welchen Umständen die Goldalge ihr Gift überhaupt bildet: Aktuelle Untersuchungen haben gezeigt, dass Prymnesium Parvum ihr Gift unter Stress ausstößt. Die Bergbaukonzerne sammeln ihr Abwasser in stillen Rückhaltebecken – perfekte Bedingungen für die Alge. Möglicherweise hat das Öffnen der Schleusen zu einer Stressreaktion geführt. Doch auch ohne gestresste Algen wird es viele Jahre dauern, bis sich der Fluss von der Katastrophe erholt.
Weiterlesen: Erschienen am 24.07.2024 in GEO